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Was ist der Stand beim Ausbauprojekt Kraftwerk Kaunertal?

Die Umweltverträglichkeitsprüfung zum Ausbauprojekt Kraftwerk Kaunertal hat noch immer nicht gestartet. Vielleicht erinnern sich manche, dass die TIWAG die überarbeiteten Unterlagen ja eigentlich bis Ende Oktober 2024 beim Land Tirol zur Prüfung hätte einreichen sollen. Das ist nicht passiert.

Verschieben und zweiteilen

Stattdessen suchte die TIWAG beim Land Tirol darum an, das Projekt zweigeteilt einreichen und zweigeteilt prüfen lassen zu dürfen. Und das wurde genehmigt. Nun hat die TIWAG also bis Ende April 2025 Zeit, den Teil rund um das Pumpspeicherkraftwerk Versetz und den Speicher Platzertal zu überarbeiten und einzureichen.

Alles, für das direkt das Ötztaler Wasser benötigt wird, bildet den zweiten Teil der Einreichung. Dazu zählen unter anderem die Wasserausleitungen an Venter und Gurgler Ache, der Überleitungsstollen ins Kaunertal, die Kraftwerke Prutz 2 und Imst 2 und alles, was sonst noch am Inn gebaut werden muss. Die Einreichfrist für diesen Teil ist Ende September 2027. Kein Tippfehler, zweieinhalb Jahre später.

Was bedeutet das?

Wichtig ist, das Projekt „Ausbau Kraftwerk Kaunertal“ bleibt ein Projekt, für das es zwei Teilbescheide geben soll. Ein UVP Projekt in mehrere „Bewilligungsabschnitte“ zu teilen, ist für Vorhaben, die in die Länge gestreckt sind, wie Straßen oder Tunnel, durchaus üblich. Für eine Kraftwerkskette ist es das nicht – hat aber für die TIWAG einige Vorteile.

Da die Wasserausleitungen aus dem Ötztal zur Zeit politisch nicht durchsetzbar sind, wirft die TIWAG diesen Teil einfach ab. Und sollte sie die Bewilligung für das Pumpspeicher-Projekt bekommen, dann kann sie mit diesem Fuß in der Tür wieder an den Ausleitungen arbeiten. Zum Beispiel mit dem Argument, dass sie über 10 Jahre vor sich hergetragen hat und das sie aber im letzten Jahr hat verschwinden lassen: Der Pumpspeicher sei ohne zusätzliches Wasser aus dem Ötztal nicht rentabel.

Die TIWAG hat den Termin für die zweite Einreichung extrem weit in die Zukunft gelegt – und mit Ende September 2027 hinter den voraussichtlichen Termin der nächsten Landtagswahl. Das hat für sie mehrere Vorteile: Sie hofft, dass sich bis dahin das Ötztal etwas beruhigt hat, die standhaften Initiativen müde werden und von hier weniger Widerstand kommt. Zweitens, es könnte nach der nächsten Wahl politisch einfacher sein, das Projekt bewilligt zu bekommen. Und drittens ist das sogar ein Druckmittel gegen Mattle, der ja zuletzt die Wasserausleitungen aus dem Ötztal absagen wollte. Denn wenn er das Projekt nicht unterstützt, dann wird sich die TIWAG sicher für einen anderen Nachfolger Mattles stark machen.

Klar ist, diese Teilung macht es der TIWAG leichter, ihre Pläne durchzuboxen. Was diese Teilung aber nicht schaffen wird – auch wenn das vielleicht eines der Ziele war – ist, die Menschen und Initiativen, die sich gegen das Projekt einsetzen, zu spalten. Wir alle bleiben dran!

Quellen & Links

Kaunertal-Ausbau erhitzt weiter die Gemüter: Tiwag hält an Wasser aus dem Ötztal fest, Tiroler Tageszeitung, 19.10.2024

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