Kommentar zur aktuellen Berichterstattung

Ein Kommentar zur bemerkenswerten Medienberichterstattung nach unserer Aktion am Landhausplatz und vor der Pfundser Volksbefragung:

Direkt nach der Petitionsübergabe sind die Tiroler Zeitungen auffällig schweigsam, während die landesweiten Medien normal berichten. Die ÖVP schickt eine Nationalrätin, die alles mögliche behauptet und versucht, die Aktion und die Petition zu diskreditieren. Darüber schreibt am Tag nach der Aktion die Kronen Zeitung und einige Tage später auch die Rundschau:

Die Unterschriften würden nicht die Meinung der betroffenen Bevölkerung wiedergeben – nachdem vor einem Jahr Sölden mit 96% gegen die Wasserausleitungen gestimmt hat, und wenige Tage bevor auch Pfunds sich gegen das Projekt aussprechen wird.

Die Petition sei gesteuert aus „irgendwelchen Wiener NGO-Zentralen“, übersehen werden die tausenden handschriftlichen Unterschriften auf hunderten Papierlisten, die durch so viele Unterstützer:innen in den Tälern und in ganz Tirol gesammelt wurden.

Sie beschwert sich über die „ewige Blockadehaltung der Umweltlobby“ und ignoriert dabei, dass die TIWAG sich bisher hauptsächlich selbst blockiert hat, indem sie es in 13 Jahren und mit 5 Revisionen noch nicht geschafft hat, dass die Behörde das Projekt überhaupt akzeptiert.

Auch verwunderlich ist, dass sie Agrargemeinschaften, Kunst- und Kulturschaffende, Tourismus- und Bergsportverbände und lokale Bürgerinitiativen zusammen mit – ja auch – dem WWF und Global2000 unter „Umweltlobby“ zusammenfasst.

Zwei Wochen später jedenfalls – und damit eine Woche vor der Volksbefragung im Pfunds – tauchten dann plötzlich am gleichen Tag Artikel in Kronen Zeitung und Oberländer Rundschau auf, die dem WWF „Stimmungsmache“ vor der Volksbefragung vorwerfen. Die Rundschau argumentiert die „PROs“ des Kaunertal Ausbaus und vergisst leider die „KONTRAs“. Und die Krone veröffentlicht einfach schwammige Behauptungen.

Nach der Volksbefragung lässt sich das deutliche NEIN der Pfundser Bevölkerung nicht mehr leugnen – daraufhin präsentiert die Tiroler Industriellenvereinigung eine Umfrage, bei der sich 70% der Tiroler Bevölkerung für den Ausbau der Wasserkraft in Tirol aussprechen – allerdings nur 48% für den Kaunertal Ausbau, was von der Krone als „weniger deutliche Zustimmung“ interpretiert wird.

Am Ende ließ sich noch der Chef vom Dienst der Tiroler Kronen Zeitung dazu hinreißen, einen Kommentar zur Kaunertal Debatte zu schreiben. Er wirft darin den Pfundsern vor, Wasserkraft grundsätzlich zu befürworten – nur bitte nicht in ihrer Gemeinde. Das ist so dumm und so dreist, insbesondere in Anbetracht der Opfer, die diese Gemeinde bereits gebracht hat – falls in Pfunds jemand ein Krone Abo hatte, wurde es jetzt hoffentlich gekündigt.

Wir freuen uns jedenfalls darüber, dass sich angesichts des nach wie vor wachsenden Widerstands gegen die Ausbau Pläne einige ordentlich in die Hose machen. Unsere Aktion am Landhausplatz hat offensichtlich ausreichend deutlich gemacht, dass es eben nicht nur „die Umweltlobby“ ist, die sich da wehrt. Und das Ergebnis der Pfundser Volksbefragung ist so eindeutig, dass es selbst der ÖVP die Sprache verschlagen hat: bei einer Wahlbeteiligung (68%) die über der der letzten Tiroler Landtagswahl (65%) liegt, lässt sich dieses deutliche Ergebnis nun wirklich nicht so leicht unter den Teppich kehren.