| |

Geplanter Platzertalstausee – zu groß, zu klein, oder beides?

Da die TIWAG angekündigt hat, im Genehmigungsverfahren für die Erweiterung des Kraftwerks Kaunertal zuerst eine Bewilligung für den Pumpspeicher Teil des Gesamtprojektes anzustreben, und den Rest des Projektes später einreichen möchte, schauen wir uns diesen Teil genauer an. In der Teilbewilligung soll es um das Pumpspeicherkraftwerk (PSKW) Versetz gehen, samt der zugehörigen Oberstufe zum bestehenden Gepatsch Stausee – also dem geplanten Stausee Platzertal.

Zwei von TIWAGs Hauptargumenten für das PSKW Versetz sind: Es werden Speicher benötigt, um die unzuverlässigen Erneuerbaren Windkraft und Photovoltaik zu puffern. Und zweitens „braucht es Speicher“, um die Winterlücke zu verringern (1).
Wenn man sich diese beiden Ziele für das PSKW Versetz genauer anschaut, dann stellt sich heraus, dass sie sich erstens gegenseitig behindern und zweitens das Volumen des Speichers Platzertal weder für das eine noch für das andere sinnvoll ausgelegt ist.

Pumpspeicher werden in der Regel für eine Speicherdauer von wenigen Stunden bis Tagen eingesetzt. Für diese Zeitspannen arbeiten sie wirtschaftlich und werden verwendet, um Schwankungen in der Stromproduktion und im Verbrauch auszugleichen (2). Im Durchschnitt waren die Pumpspeicherkraftwerke in Österreich im Jahr 2021 für 4,0 Stunden im Pumpbetrieb und für 5,3 Stunden im Turbinenbetrieb (3, S. 10).

Passt das zum Fassungsvermögen des geplanten Speichers im Platzertal? Dieser soll ein Volumen von ca. 42 Mio Kubikmetern haben. Damit ergibt sich bei der geplanten Turbinenleistung eine Speicherdauer von ca. 160 Stunden, also fast 7 Tage (2, S. 4). Verglichen mit den durchschnittlichen Speicherdauern von etwa 4 – 5 Stunden ist das völlig überdimensioniert.

Lässt sich mit dem Vorhaben die Winterlücke verringern?

Mit Winterlücke ist gemeint, dass Tirol im Winter wenig Strom produziert, weniger als benötigt wird. Dies liegt vor allem daran, dass Laufwasserkraftwerke im Winter wenig oder gar keinen Strom produzieren können. Außerdem liefert die Photovoltaik im Winter weniger Strom, als im Sommer.
Um im Platzertal Stausee Wasser für den Winter zu speichern, müsste das Wasser im Sommer hochgepumpt werden und könnte im Winter zur Stromerzeugung genutzt werden (3, S.4). Das aber widerspricht einer wirtschaftlichen Nutzung der Anlage, mit regelmäßig wechselndem Pump- und Turbinenbetrieb (3, S. 4). Und wenn sich damit kein Geld verdienen lässt, dann ist es unwahrscheinlich, dass der Speicher so eingesetzt wird – denn die TIWAG arbeitet gewinnorientiert.

Gleichzeitig ist es so, dass das Volumen des Platzertalspeichers, das für den Pump- und Turbinenbetrieb genutzt werden soll im Gepatsch Speicher reserviert werden müsste (egal, in welchem von beiden Seen das Wasser gerade ist). Damit wird der Gepatsch Speicher in seiner jetzigen Funktion als Speicher für den Winter – um die Winterlücke zu verringern – eingeschränkt. Das veranschaulicht die folgende Abbildung:

aus: Dr. Jürgen Neubarth, Energiewirtschaftliche Einordnung Pumpspeicherkraftwerk Versetz mit Speicher Platzertal
aus: Dr. Jürgen Neubarth, Energiewirtschaftliche Einordnung Pumpspeicherkraftwerk Versetz mit Speicher Platzertal
Alternativlos?

Um die Schwankungen in der Produktion von Windenergie und Photovoltaik und die Schwankungen im Stromverbrauch auszugleichen, würden sich zum Beispiel Batteriespeicher sehr gut eignen. Sie decken Speicherzeiten von wenigen Stunden bis zu einigen Tagen ab (3, S. 11).

Quellen & Links

  1. https://www.erneuerbareplus.at/kaunertal/gut-zu-wissen
  2. Dr. Jürgen Neubarth, Vorschlag für eine Standortalternative zum Pumpspeicherkraftwerk Versetz mit Speicher Platzertal, 2024
  3. Dr. Jürgen Neubarth, Energiewirtschaftliche Einordnung Pumpspeicherkraftwerk Versetz mit Speicher Platzertal, 2023

Similar Posts