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Ausbau Kraftwerk Kaunertal ohne Wasser aus dem Ötztal? Wohl kaum.

Gestern, und damit sehr knapp vor der Volksbefragung in Sölden, veröffentlichte die TIWAG ihre Meldung, dass die Wasserausleitungen aus dem Ötztal erstmal auf Eis gelegt würden. Stattdessen solle der Speicher im Platzertal priorisiert werden. Wir sind irgendwo zwischen Freude und Wut, hier erklären wir weshalb, und was diese Meldung unserer Meinung nach bedeutet.

Der Wortlaut der TIWAG Presseaussendung

Die Zeitungen titelten gestern „Kehrtwende beim Ausbau Kraftwerk Kaunertal“, „Rückzieher der TIWAG“ und „Keine Wasserableitungen aus dem Ötztal“. Aber stimmt das? In der Presseaussendung der TIWAG heißt es:

„Die Erweiterung des Kraftwerkprojekts wird […] in zwei Projektteile getrennt. Der Fokus liegt auf dem neuen Pumpspeicherkraftwerk Versetz mit dem Speicher Platzertal […]. Für das Pumpspeicherkraftwerk Versetz strebt [die] TIWAG daher vorrangig einen Teilbescheid im laufenden Verfahren an. Die Wasserableitungen aus dem Ötztal, das Unterstufenkraftwerk Prutz 2 und das Kraftwerk Imst 2 bleiben in der UVE.

Anders gesagt: Die TIWAG selbst sagt, sie ändert die Pläne nicht. Die Projektunterlagen (UVE) enthalten auch in Zukunft die gleichen Anlagenteile, inklusive der geplanten Wasserausleitungen aus dem Ötztal. Das Projekt wurde nur erstmal aufgeteilt, in dem Versuch, zuerst den Pumpspeicher im Platzertal genehmigen zu lassen. Das steht in der Presseaussendung klipp und klar drin. Die Wasserausleitungen aus dem Ötztal werden ‚vorerst aus dem Projekt ausgeklammert‘, mit keinem Wort wird erwähnt, dass sie gestrichen sind oder nicht in Zukunft noch kommen werden. Nicht „Rückzieher“, nicht „Keine Wasserableitungen aus dem Ötztal“ und sicher keine „Kehrtwende bei der TIWAG“.

Was soll das also?

Der Widerstand aus dem Ötztal war zu stark und zu laut, das Projekt ‚Ausbau Kraftwerk Kaunertal‘ ist offensichtlich in seiner ursprünglichen Form politisch nicht mehr tragbar. Dass diese Schlagzeilen genau jetzt kommen – 5 Tage vor der Volksbefragung in Sölden zu den Wasserableitungen – ist wirklich ein sehr schlecht getarntes Ablenkungsmanöver. Politik und TIWAG versuchen, den Kopf einzuziehen und Zeit vergehen zu lassen. In der Hoffnung, dass die Menschen in Sölden sich täuschen lassen und die Wahlbeteiligung am Sonntag niedrig ist. In der Hoffnung, dass die Menschen im Ötztal das Interesse verlieren und damit die anderen Initiativen allein dastünden. In der Hoffnung, dass sich damit der Widerstand schwächen lässt.

Das aber, wird nicht gelingen.

Die gute Seite

Wir können unseren Widerstand feiern! Im gesamten letzten Jahr ist er unaufhaltsam gewachsen. Gemeinden, Verbände, Agrargemeinschaften… es gab unzählige Beschlüsse gegen die Wasserausleitungen aus dem Ötztal und gegen den gesamten Ausbau KW Kaunertal. Zusätzlich haben sich viele neue, voneinander unabhängige Initiativen gebildet – Gruppen und auch Einzelpersonen – die sich gegen das Ausbauprojekt einsetzen und sich gegenseitig motivieren. All das hat gewirkt! Anton Mattle scheint verstanden zu haben, dass das Projekt in seiner jetzigen Form politisch nicht mehr tragbar ist.

Ihr könnt helfen!

Lassen wir Landeshauptmann Mattle wissen, dass wir uns nicht täuschen lassen! Die gestrige Berichterstattung hat gezeigt, dass das Projekt einen massiven Image-Schaden hat und damit so angreifbar ist, wie noch nie. Hier also eine Liste an Dingen, die ihr jetzt gerade tun könnt:

Quellen & Links

Presseaussendung TIWAG „Erweiterung Kaunertal: Fokus wird auf Speicherkapazitäten gelegt„, 04.06.2024

Bericht ORF „Kraftwerkspläne: Erleichterung und Kritik„, 04.06.2024

Bericht Tiroler Tageszeitung, „Tiwag-Rückzieher bei Mega-Kraftwerk: So reagieren Politik und WWF„, 04.06.2024

Titelfoto: Sebastian Fröhlich

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