Was ist eigentlich – das Pumpspeicherkraftwerk Versetz?
In der Zeitung liest man seit neuestem oft vom „Pumpspeicherkraftwerk Versetz“ – vom „Ausbau Kraftwerk Kaunertal“ hingegen ist kaum mehr die Rede. Warum ist das so? Der neu auftauchende Name ist verwirrend, deshalb möchten wir kurz erklären, was gemeint ist. Die Projektpläne „Ausbau Kraftwerk Kaunertal“ umfassen insgesamt 3 Kraftwerke: „Prutz II“, „Imst II“ und eben „Versetz“.
Aktuell wird aus dem bestehenden Gepatsch-Stausee im Kaunertal Wasser in die Turbinen des bestehende Kraftwerks Prutz geschickt – und das gleiche Wasser wird dann noch einmal im bestehenden Kraftwerk Imst abgearbeitet. Das gleiche ist jetzt mit den Kraftwerken Prutz II und Imst II geplant – zusätzlich zu den bestehenden Kraftwerken Prutz und Imst sollen auch diese Wasser aus dem Gepatsch-Speicher verwenden. Dafür braucht man dann das zusätzliche Wasser aus dem Ötztal im Gepatsch-Speicher. Man sagt, diese Kraftwerke produzierten Strom „aus natürlichem Zufluss“ – auch wenn es für Venter und Gurgler Ache nicht sonderlich natürlich wäre, durch einen Tunnel ins Kaunertal bzw. in den Gepatsch-Speicher zu fließen.
Das dritte geplante Kraftwerk, Versetz, soll ein Pumpspeicherkraftwerk (PSKW) sein. Der obere Speicher dazu soll im Platzertal entstehen, um dann Wasser zwischen dem Platzertal und dem bestehenden Gepatsch-Speicher hin und her pumpen zu können. Einzeln betrachtet, wird also im PSKW Versetz Strom gespeichert statt produziert: hier würde (fast) nur mit Wasser gearbeitet, das vorher hoch gepumpt wurde.
Da der Widerstand zu laut und das Gesamtprojekt Ausbau Kraftwerk Kaunertal zu unbeliebt wurde, hat die TIWAG das Projekt jetzt aufgeteilt und strebt nun für das Kraftwerk Versetz und den Platzertal-Speicher einen „Teilbescheid im laufenden Verfahren“ an. Jetzt wird also praktischerweise nicht mehr vom Ausbau KW Kaunertal geredet – sondern eben nur noch vom Pumpspeicherkraftwerk Versetz, einem Teil des Gesamtprojekts. Es bleibt aber eben nur ein Teil: die Projekteile, die vom Ötztaler Wasser abhängen – also die Wasserausleitungen und die Kraftwerke Prutz II und Imst II – sind weiterhin in den Projektunterlagen. Solange diese nicht aus den Projektunterlagen vollständig herausgenommen werden, gehen wir davon aus, dass es sich beim „Teilbescheid anstreben“ um Salami-Taktik handelt, die Verwirrung stiften und den Widerstand gegen die Pläne schwächen soll.
Denn dass die TIWAG das eine sagt und das andere tut, hat sie dieses Jahr schon mindestens zwei Mal bewiesen: Zuerst mit der Sellrain-Silz „Projektmodifikation“ (1). Und nun auch mit ihrem Versprechen, die Pfundser Tschey nicht zu zerstören. Laut Projektunterlagen sollte das Platzertal über einen Stollen vom Kaunertal aus „erschlossen“ werden, sodass „das Gebiet Pfundser Tschey nicht beeinträchtigt [würde] und keine neue Zufahrtsstraße durch das Platzertal erreichtet werden“ müsste (2). Jetzt heißt es plötzlich, es seien LKW Fahrten notwendig. Was insbesondere bedeutet, das eine breite, LKW-befahrbare Straße ins Platzertal planiert und asphaltiert werden müsste. Die auch sicher nach den Bauarbeiten nicht verschwindet.
Insgesamt umfassen die Pläne für das PSKW Versetz also:
- Den Speicher im Platzertal, für den etwas taleinwärts von der Platzeralm die ca. 120m hohe und 450m breite Staumauer gebaut werden soll.
- Eine LKW-befahrbare Straße von Pfunds, über die Pfundser Tschey bis zur Baustelle.
- Baustellen- und Deponieflächen im Kaunertal nahe des bestehenden Staudamms (siehe nachfolgende Abbildung).
- Ein oder zwei Tunnel vom Kaunertal ins Platzertal (einer für den Druckwasserstollen, einer als Erschließungstunnel. Unklar ist, ob der Erschließungstunnel (um die Baustelle zu versorgen) weiterhin geplant ist).
- Das unterirdische Krafthaus.
Quellen & Links
- https://wasser-oetztal.at/2024/03/11/der-tiwag-ist-nicht-zu-trauen/
- https://wasser-oetztal.at/2024/06/20/tschey-versprochen-und-schon-gebrochen
- TIWAG Präsentation Infodialog Oberes Gericht, Januar 2024
WET Blogbeitrag zu Presseaussendung der TIWAG „Erweiterung Kaunertal: Fokus wird auf Speicherkapazitäten gelegt“ vom 04. Juni 2024 (die von der TIWAG Website leider gelöscht wurde).
Titelbild: Pfundser Tschey (Pixabay)